Vom Abwarten & Geschehenlassen



Stillhalten. Ruhe bewahren.
Gibt es eigentlich Dinge, die schwieriger auszuhalten sind? 
Kein Plan, der umgesetzt werden kann, kein Kampf der ausgefochten sein möchte, keine Argumente, die Wirkung zeigen. 
Eingefroren im Aushalten.
Wie schlecht ich wirklich darin bin, wird mir bewusst, wenn ich sehe, wie andere Menschen damit umgehen. Ich bin wirklich nicht schnell zu beeindrucken - und doch: 
Wie souverän, unaufgeregt kann man denn bitte sein?!
Grundsätzlich denke ich, habe ich viel Geduld und eine große Portion Gelassenheit, ja ich habe mich sogar ein wenig in Zen und Meditation geübt. 
Doch vermutlich reicht hier ein "wenig" Übung nicht aus.
Abwarten und Tee trinken, geschehen lassen. Dinge annehmen, die man nicht ändern kann.
Königsdisziplin.

Bei sich bleiben. In sich ruhen.

Dabei sind wir es doch so gewohnt, für uns und unsere Lieben einzustehen und alles möglich zu machen. Dinge wieder gut werden zu lassen, reparieren, was zerbrochen ist.
Plan C,D und E aus der Tasche zu zaubern.
Einfach alles möglich machen, was in unserer Macht steht.
Und da sind wir wieder. Wir haben nicht über alles Macht.

Genau genommen sind wir eigentlich ziemlich häufig ausgeliefert. Dem Schicksal, den Gegebenheiten und den Menschen.
Wir verfallen in Schockstarre, verharren gezwungenermaßen bewegungslos, atmen flach und sind bis in die letzte Zelle unseres Körpers angespannt. Alle Strategien, sich zu beruhigen laufen ins Leere.
Wie viel einfacher ist es, in wohlüberlebten Aktionismus zu verfallen. Das Gefühl zu erschaffen, man könnte die Welt in die gewünschte Richtung lenken. Angriff? Ja, klar! Los!

Und dann auf einmal eine Situation, die uns vor die Füße geworfen wird, in der wir nur abwarten und stillhalten können. Und wirklich erst reagieren, wenn es soweit ist. Denn irgendwann sind wir wieder aktiv gefragt, wie bei einem Gesellschaftsspiel.

Du bist dran, jetzt kannst du die Würfel in die Hand nehmen. Endlich.

Vielleicht hat du Glück, vielleicht auch nicht. Da hilft wohl nur Füße still halten. Und vertrauen, auf das was da so kommt.

K.

vom Überqueren

Plötzlich ist er da, der letzte Tag der großen Tour. 
Wir haben es geschafft, meine wunderbaren Freundinnen und meine zauberhaft zusammengewürfelte Wandergruppe. 
Wir haben es vollbracht. 
Dank dem wohl für uns besten Bergführer der Welt. 

Wir haben nicht nur zusammen den Weg gemeistert, wir haben uns gegenseitig begleitet. 
Wir haben uns gegenseitig gestützt, zugehört und Mut zugeredet.
Unzählige Male wurden Hände gereicht, Halt gegeben.
Freude gemacht.
Auf dem Weg, von dem wir vermutlich alle unzählige Male vorher geträumt haben:

der E 5 von Oberstdorf nach Meran. 

Stolz bin ich. Ziemlich beeindruckt. Und ein wenig wehmütig.
Wo ist sie hin, die Woche?
Sie war da, zweifelsohne bei jedem Schritt, bei jedem Blick, jedem tiefen Atemzug und ziemlich präsent in jedem einzelnen Moment im Herzen.
Nichts von alldem hält man fest, doch dieses staunende Gefühl der Weite, die die schier grenzenlos ruhige Macht der Berge zu vermitteln versteht - das bleibt.
Eindrucksvoll.

Ich habe abertausende Bilder im Kopf. Ein strahlend blauer Himmel, bedrohlich anmutende Wolken, Nebel, der ins Tal zieht, prasselnder Regen. Schneebedeckte Gipfel, steile Anstiege.
Mächtige Gletscher (das was von ihnen übrig ist) - rauschendes, tösendes Gletscherwasser.
Das alles vor einer der wohl eindrucksvollsten Kulisse, die man sich vorstellen kann.
Den Alpen.

Vor allem aber sehe ich jetzt noch die glänzenden Augen in strahlenden Gesichtern vor mir. Während und nach jeder Etappe.
 
Ich höre jetzt noch die blökenden Schafe, das ferne Donnergrollen und die absolute Stille.
Kuhglocken und die passenden neugierigen Tiere dazu. (Mein angekauter, angesabberter Rucksack :-))

Wie oft habe ich angehalten, um all die Schönheit zu bestaunen und sie immer wieder laut auszusprechen?
Wie oft habe ich den Atem angehalten - oder ist er mir doch eher geraubt worden?
Und immer war mir bewusst, was für ein Geschenk es ist, mir meinen Traum verwirklichen zu können.

Für mich war es eine nicht in Worte zu fassende Zeit, die nun ein Teil von mir ist.
Der Weg hat mich umarmt und mit sich gezogen.
Er hat mich geerdet und wachsen lassen.
Mich herausgefordert.
Kein Schritt war zu viel.
Alles war genau richtig.
Was bleibt?
Dankbarkeit. Und Demut.

Und Freundschaft.
Es geht weiter.

K.



vom zu-sich-stehen

Warum nur ist es immer so ein Balanceakt, zu seiner Meinung zu stehen und die eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren? 
Immer wieder eckt man an, wenn man nicht den Erwartungen entspricht. 
Halt.
Sind die Erwartungen anderer Menschen nicht ihr eigenes Ding?

Es ist doch so, wir können es nicht jedem recht machen. Manchmal muss man mit seinen Kräften, seiner Zeit und den eigenen Ressourcen sorgsam haushalten. 
Prioritäten setzen. Auf sich aufpassen.

Ja, ich habe gelernt, "NEIN" zu sagen.
Nicht um irgendjemanden zu ärgern oder vor den Kopf zu stoßen. Sondern um mein Leben bestmöglich -und wenn irgendwie möglich- ausgeglichen auszurichten.
Auch wenn es für manche Menschen schwierig ist, mit einer Absage umzugehen. Niemand muss es persönlich nehmen, wenn sich meine Situation, meine Termine oder meine Prioritäten verändern. Denn das hat dann nur etwas mit MIR zu tun.
Mit MEINER Situation, MEINEN Terminen und MEINEN Prioritäten.
Vielleicht mag ich mal für mich sein oder der ein oder anderen Aktivität nicht beiwohnen. Dafür bin ich ein anderes Mal voller Freude und Herzblut zugegen.
Es hat damit zu tun, wie ich für mich gut durch den Tag  komme. Durch meinen Tag.

Mir ist es absolut wichtig, pünktlich, verbindlich und verlässlich zu sein.

Doch das Leben ist manchmal voll von Überraschungen und Änderungen.
Ich habe gelernt, dass ich nicht alles beeinflussen kann.
Die Zeiten sind lange vorbei, in denen ich der Meinung war, ich müsse alles "im Griff" haben und nichts dürfte meine Pläne durchkreuzen.
Denn meine Pläne werden ständig von denen anderer berührt, verrückt oder komplett umgeworfen. Sie werden vom Außen und auch von mir selbst verändert.
Mein Leben, meine Vorhaben in meinem stets vollen Kalender sind nicht in Stein gemeißelt.
Eher mit Bleistift vorgemerkt und häufig auch doppelt unterstrichen.
Manchmal müssen sie allerdings zurechtradiert werden.
Das ist okay. Leben ist Veränderung.
Und wenn sich mein Leben mal wieder bewegt und hin- und herschiebt, bewege ich mich mit.
So einfach ist das.


Wer mir wohlgesonnen ist
respektiert
wer mir Freund ist
versteht

K.

(April 2022)

Unterwegsgedanken


Vielleicht ist es die Weite

und die schroffen Begrenzungen 

die Kompromisslosigkeit 

der Gegebenheiten 

diese Wege 

die mir vieles abverlangen 

mich herausfordern

die mich immer wieder zweifeln lassen 

mir Kraft rauben 

und mich anschließend 

gestärkt entlassen 


Vielleicht ist es die Ruhe 

um mich herum 

der es still und heimlich gelingt 

sich nach und nach

in meinem Kopf auszubreiten 


Vielleicht ist es 

mein laut klopfendes Herz 

das mir unentwegt 

ein JETZT entgegenschleudert

das mich antreibt und anfeuert

und mich an nichts anderes 

denken lässt 

als an den nächsten Schritt 


Vielleicht ist es die einkehrende

Besinnung 

die Achtsamkeit 

die an der Zeit dreht

sie ein wenig anzuhalten versteht

und ihr keine weitere

Aufmerksamkeit schenkt

und das ist tatsächlich 

alles was ich 

in diesem Moment brauche 

Dankbar lasse ich mich 

mit einem Lächeln 

von der Erschöpfung umarmen 

und von dem Gefühl 

des Angekommenseins

#personalsister 



Geburtstag feiern wollen.


Letztens erst wieder so passiert. Es ist schließlich Januar.

Trotz Corona mitsamt seiner Auflagen möchte ich einen Tag mit lieben Menschen verbringen.

Manche Geburtstage sind Meilensteine im Leben und lassen sich eben nicht ignorieren. 


Geburtstag verschieben müssen.


Okay,  Corona ist im Haus wie ein neuer Mitbewohner eingezogen, glücklicherweise einer von der stillen und unauffälligen Sorte.

Nun, es gibt wirklich schlimmeres als Termine zu verschieben. Das wurde die letzten beiden Jahre wirklich oft genug eingeübt. 
Also: Menschen vertrösten, den Geburtstag selbst den Umständen entsprechend sehr leise angehen und das Beste daraus machen. Kein Besuch an diesem Tag. 
Raus an die Luft mit den negativ verbliebenen Familienmitgliedern.

Glücklicherweise gibt es die verschiedensten Kanäle, über die mich die guten Wünsche erreichen. Corona schafft es nicht durchs Telefon und schon gar nicht als Nachricht durchs Internet.
Und dann es gibt tatsächlich Menschen, die trotz der Situation mit rosa Luftballons grinsend an der Haustür oder im Garten stehen, um mal eben (mit drei Metern Abstand) persönlich zu gratulieren und anzustoßen. Sekt geht schließlich immer. Was für eine schöne, tröstende Geste. 


Einen Nachholtermin finden.


Optimistisch bleiben und zeitnah das Ganze von vorne beginnen. Nur nicht aufgeben. Damit man endlich seine Menschen einladen und treffen kann. 

Ein zusammenwürfeln und abwägen, denn es dürfen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als zehn Personen sein.


Sowas wie feiern.


Was wünscht man sich von so einem Tag? Es sind doch die kleinen, überschaubaren Wünsche, die solch einen Tag perfekt werden lassen. Realitätsnahe und realisierbare Wünsche.

Man hofft, dass sich alle wohlfühlen.

Man wünscht, dass sich alle gesehen, gehört und gut aufgehoben fühlen.

Ich wünsche mir unbeschwerte bis heitere Gespräche und eine solide, sonnige Grundstimmung. 

Ein Fenster, eine Insel vom Alltag mit seinen Hürden und Hindernissen.

Es ist ja schließlich ein Fest. 

Ein glänzender, runder Geburtstag.

Das unbeschwerte Strahlen wurde ihm zwar durch die Pandemielage etwas genommen, aber ein paar schöne Stunden müssten schon noch drin sein.

Eine Zeit, in der die Probleme und Befindlichkeiten ein klein wenig in den Hintergrund treten dürfen. 

Oder besser noch- an der Haustür zusammen mit dem Wintermantel abgelegt werden. An anderen Tagen dürfen sie in passenderem Rahmen mit an den Tisch. Aber bitte nicht heute.


Lass uns einfach feiern.

Meinen Geburtstag, das Leben. Uns.
Prost. 

K.

2021


Wieder so ein „anderes“ Jahr. 

Anders als gedacht und vor allen Dingen: anders als erhofft. 

 

Wieder einmal habe ich gelernt, zu genießen wenn es und was auch immer möglich ist. 

Wieder einmal gelernt, wie wertvoll es ist, Zeit zu nutzen und mit den eigenen Kräften sensibel umzugehen. 

 

Ich habe meine Fähigkeit vertieft, auf mein Bauchgefühl zu hören und mir selbst treu zu bleiben. 

Mich nicht zu verbiegen, meinen Stärken zu vertrauen und über meine Schwächen auch mal zu lächeln. 

 

Ich habe weitere Lektionen erhalten - Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und Prioritäten zu setzen. 

Druck rauszunehmen, mich freizuschaufeln. 

Auf mich aufzupassen. 

 

Nicht zu enttäuscht zu sein, wenn angedachtes nicht funktioniert und Pläne durchkreuzt werden. 

 

Wieder ein Jahr, in dem ich unfassbar dankbar bin für die Menschen, die für mich da sind wenn ich sie brauche, die mir eine felsenfeste Basis sind. 

Die mich anhören, wenn ich verzweifle und die mich nicht anzweifeln. 

Die mich sehen, wenn ich in mir versinke, und die mir ihre Hand reichen ohne selbst auszuweichen. 

 

Ich bin dankbar und demütig ziemlich viel Glück im Unglück gehabt zu haben und das es vieles noch gibt, was mich umgibt und ausmacht. 

 

Wir wachsen an all den Herausforderungen, Schicksalsschlägen und Katastrophen. 

Aber vor allen Dingen wachsen wir mit der Art, wie wir mit diesen Dingen umgehen. 

Bleiben wir optimistisch, schließlich geht es immer weiter. 

Bleiben wir kraftvoll und mutig. 

 

Ich wünsche euch von ganzem Herzen ein gesundes und glückliches neues Jahr, passt auf euch auf ❤️ 

Katja 



Entschleunigen. Sofort.

Genug.
Genug von der Hektik der letzen Tage, Wochen und Monate. Sobald die nächsten drölftausend Termine erledigt sind, fahre ich herunter. Es ist dringend.
So war es zumindest geplant.
Was ich stattdessen gemacht habe?
Sofort entschleunigt. Termine gekänzelt, die nicht absolut notwendig waren.
Nur die allernötigsten wahrgenommen, Verabredungen auf ein wenig später verschoben. Vielleicht damit auch dem ein oder anderen vor den Kopf gestoßen. Aber auf diesem Weg habe ich auf
mich geachtet, meine Grenzen wahrgenommen und respektiert.
Aus zwei Jobs wird im nächsten Jahr einer.
Aus vier Verabredungen in dieser Woche zwei.
Statt mich zu treffen habe ich telefoniert.
Ich bin zum Sport gegangen, zur Physiotherapie.
Das ist nötig und absolut unverhandelbar.
Ich habe Weihnachtsgeschenke besorgt und eingepackt.
Die Karten müssen allerdings noch geschrieben werden. Aber das mache ich mit Ruhe.
Der Baum steht.
Handwerker waren die letzten drei Wochen täglich im Haus (ja, die Flut hat auch uns erwischt).
Aber so langsam ist Land in Sicht. Jetzt steht fast alles wieder an seinem Platz, manche Dinge haben sogar einen neuen und schöneren gefunden.
Ich habe Zeit, hier diese Zeilen niederzuschreiben. Ich nehme sie mir.
Denn Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden ist manchmal ziemlich dringend.
Ich hab gelernt zu unterscheiden.
Und atme auf, lasse den Weihnachtscountdown kommen.
Perfekt können andere.
Ich kann das ganz gelassen anerkennen.
Einen Glühwein auf diese Erkenntnis.
Prost, ihr Lieben!
K.


Unterwegs angekommen 

(Auszeitgedanken)


An manchen Tagen fällt es schwerer als sonst, die Füße angemessen zu heben. 

Die Gedanken am anderen Ende des Körpers machen sie bleiern, und nicht wie von außen betrachtet und leichthin vermutet, jenes Ungetüm auf meinem Rücken, das sich Rucksack nennt. 
Eine Verniedlichung ohne die übliche Regel. Diminutiv in Brachialform.

Ich hebe den Blick, nicht zum ersten Mal frage ich mich....

Warum zum Teufel mache ich das eigentlich. 

Warum tue ich mir das an.

Gezwungen hat mich schließlich niemand. 

Es ist mein eigener freier Wille. 

Oder vielleicht eher ein unbezähmbarer Drang . 

Ein noch nicht weiter erforschtes Aufbruchsenzym. 

Eine kleine unscheinbare Unterwegssynapse.

Ein Such- und Aufräumsystem.

Die Füße angemessen heben.

Über all den Dreck, der schon hinter mir und noch vielversprechend nicht kalkulierbar vor mir liegt. 

Geröll, Hindernisse. Grenzen.

Die ich unter meinem Füßen spüre. Und im Herzen.


Ein Lied in meinem Kopf. 

Textteilen, die mir tausend  Schritte schenken. Mindestens.

Meine einsamen, schweigsamen philosophischen Stunden und Tage.

Wie habt ihr mir gefehlt.

Wie sehr hab ich mir doch gefehlt.

Jetzt hab ich ein Rendezvous mit meinem leeren Kopf, der nur die nächsten Unebenheiten bemerkt. Und eins mit meinem Herzen, wo mein Mut vermutlich wohnt.
K. 


Junigedanken.

Über mich und die Zeilen die ich niederschreibe.

Heute war es wieder soweit. Mit schöner Regelmäßigkeit wird über die Aussagekraft meiner Texte spekuliert.
Es gab tatsächlich Zeiten, da haben selbst mir nahe Menschen erschrocken nachgefragt, ob "alles in Ordnung ist", nachdem sie mich gelesen hatten.
Das ist sehr aufmerksam, aber ich kann die Besorgnis auflösen. Ich schreibe kein Tagebuch.
Meine Texte sind nicht tagesaktuell und autobiographisch.
Außer hier und jetzt an dieser Stelle im Blog vielleicht.
Das bin ich. So richtig. Ungefiltert. Pur und ohne meine schriftliche Spielerei.
Meine Poesie dagegen beschäftigt sich mit dem, was meine Leser treibt (mich natürlich auch)
Und das ist meistens die Liebe. Mit all dem was sie mitbringt.
Mir werden einige Herzen ausgeschüttet und durch viele Gefühlsschichten bin ich selber schon gestolpert, darin versunken und tief gefallen.
Ich kenne mich aus im Auf und Ab.
So wie ihr auch.
Nur spiele ich damit, tobe mich aus. Ich lasse mich tragen von einer Melodie, von einem Wort in einem Buch, von einer Träne die ich auffange.
That's it.
Also keine Sorge. Ich spiele nur.
Tagesaktuelle Sorgen und Nöte oder ähnlich Privates erzähle ich meiner Familie, meinen besten Freunden und natürlich auch Tosca, dieser bezaubernden Whippet-Hündin meiner besten Freundin. Da gehört das hin. Nicht in die Öffentlichkeit.
Fühlt euch herzlich umarmt. Und sorgt euch nicht. Denn meist bin ich ziemlich entspannt!
K.


Von dem "bei sich bleiben"

Schubladendenken und Vorurteile vermeiden.

ja, ich weiß. Königsdisziplin.
Für mich ist Respekt der beste Ansatz. Vor dem Individuum. Und der unbestreitbaren Vielfalt. Denn wir haben das große Glück, dass jeder einzigartig ist. Eine eigene Geschichte zu erzählen hat.
Häufig ist sie ereignisreicher, als wir selber wissen. Denn einiges behalten wir (vermutlich aus guten Gründen) nicht aufrufbar im Gedächtnis zurück. Ein wunderbarer Schutzmechanismus, wie ich finde. Allerdings prägen auch die unbewussten und verschütteten Erlebnisse entscheidend unsere Persönlichkeit. Und die von allen anderen Menschen auch. Soweit klar.

Also steht jeder gerade da, wo er eben ist. Mit seinen manchmal lästigen Gefühlen, mit seinen schrulligen Eigenheiten und den Narben und Sonnenstrahlen im Herzen.
Und genau DAS ist es doch, was jeden einzelnen so interessant macht. Was uns am Gegenüber fasziniert (oder auch nur abschreckt). Wir können niemals erahnen, was die Vergangenheit an Spuren bei anderen hinterlassen hat.

Also lassen wir doch einfach nah, wer gut zu unseren Eigenheiten passt. Es darf eine große neutrale Menge an Menschen geben, die uns nicht weiter berühren. Uns vielleicht nur im Vorübergehen streifen.
Und natürlich gibt es die Anderen.
Die gar nicht mit unserer Geschichte, unseren Erfahrungen, unserem Temperament und Moralvorstellungen vereinbar sind oder erscheinen. Was nun?

Richtig. Sie einfach "Sein lassen".
Atmen und bei sich bleiben. Mit Übung gelingt es immer besser. Denn auch wir sind nicht perfekt. Auch wir gehen jemandem auf die Nerven. Immer gibt es jemanden, der uns anstrengend, langweilig oder einfach unangenehm findet. Den wir durch bloße Anwesenheit auf die Palme bringen.
Denn niemals passt man zu jedem.
Weil sich so mancher an unseren Ecken und Kanten stößt, die ein Freund wundervoll findet.
Für mich ist das der Schlüssel, um gelassen hinzunehmen, wer mir wohl-gesonnen ist und wer eben nicht.

Und (dies ist für eine wunderbare Freundin): Wir müssen uns auch nicht ständig anstrengen oder für andere Menschen verändern wollen. Denn wenn wir für die eine Person nicht passen, sind wir für jemand anderes ziemlich perfekt. Umgeben wir uns doch vorzugsweise mit diesen Menschen.
Nennen sie Freunde.
Lassen sie teilhaben an unserem Leben.
Auserwählte Menschen im Nahbereich :-)
Wir haben genug Auswahl auf diesem Planeten. Oder?
K.

Gedanken im März 2021

Bald singen wir wieder:
"Da simmer dabei! Dat es prima! VIVA COLONIA!
Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust
Wir glauben an den lieben Gott und han auch immer Durst...." (Text Höhner)

leise... leiser ...Alaaf!...

Nur kurz.
Um nicht ganz darüber hinwegzugehen.
Heute ist Weiberfastnacht- einer der wichtigsten Feiertage für alle Jecken in und rund um Köln.
(Anderswo natürlich auch)...

Heute wäre ein Tag das Leben laut zu feiern.
Ich hätte mir von der Arbeit frei genommen, mir trotzdem schon früh den Wecker gestellt und überlegt, wer oder was ich spontan sein möchte.
In welche Haut ich schlüpfe.
Meist werfe ich mich in ein düsteres Kostüm, ich liebe das Musical "Tanz der Vampire" und es ist für mich eine unerschöpfliche Inspirationsquelle.
Am gelungensten ist für mich ein Kostüm, wenn man mich kaum erkennt.

Doch heute höre ich nicht dat Trömmelche schlagen sondern nur ein leises Flüstern in meinem Herzen. 
Abgesagt. Abgeschminkt. 
Das Kramen in der Kostümkiste, Schlange stehen vor dem gewählten Saal, rut un wieß, ein Kölsch oder zwei, schmerzende Füße vom Tanzen und die Bützjer fallen aus. 

Ein wenig wehmütig bin ich schon. 
Natürlich war es absehbar und die Notwendigkeit erkenne ich an. 
Trotzdem vermisse ich heute die ausgelassene Stimmung im Saal, die laute Musik und meine Freunde im Arm. 
Den Alltag hinter sich lassen und das Leben feiern. Schunkeln, singen, tanzen.
Ich weiß, es kommt wieder. 

Und ich freue mich wie jeck darauf.


Ein leises Alaaf ihr Lieben - aus der Ferne.



Nur noch eines:
Ich habe ein Lied im Kopf- dank dir lieber Nicole :)
"Mir han jede Kneip op d'r Kopp jestellt
Un jeder hätt vun Dingem Laache verzällt
Dann han mir uns verlore
Em Jetümmel om Alder Maat
Un ich söök Dich jedes Johr
Met d'r Trumm Trumm Trumm...
Mer trecke durch de Veedel
Met d'r Trumm Trumm Trumm...
Bes mer dich jefunge han
Un ich saach
Nie mehr Fastelovend
Nie mehr rut un wieß
Nie mehr Fastelovend
Ohne Dich..."

(Text von Querbeat)

K.


Vom Pläne schmieden. Trotz allem.

Jeder Mensch tickt ja anders. Ich übe mich ständig im Stillhalten. Aushalten geht prinzipiell gut, aber nicht ohne Vorankommen. Ich schweife ab.
Ich schmiede Pläne. Ständig. Auch jetzt, in der Corona Zeit. Mein Terminkalender ist im Jahr 2021 bereits bestens gefüttert mit Vorhaben und Menschen die mir wichtig sind.
Mir ist bewußt, dass es vielleicht auch wieder vom Kalender gestrichen werden muss, aber ich plane trotzdem Termine auf die ich mich freue(n kann).
Ich lass nicht locker.
Bereits zweimal ist ein von mir gebuchter Kurs (Zen-Meditation für Anfänger) aus Gründen abgesagt worden. Wie gesagt, ich übe mich im Stillhalten.
 Ich suche mir den nächst möglichen Termin und reserviere mein nächstes Zeitfenster. Ich möchte der Möglichkeit zum Realisieren genügend Raum bieten.
Unverbesserlich? Vielleicht. Unvernünftig? Ganz bestimmt.
Aber ich glaube daran, dass vieles unter bestimmten Umständen bald wieder möglich ist.
Meine Wandervorhaben und meine Freundinnen-Wochenenden sind eingetütet. Ich werde im Frühjahr an die Ostsee fahren. Vermutlich.
Und ich freue mich darauf. Auf jeden Fall und immer.
In den Sommerurlaub fahre ich mit dem Auto. In die Berge. Zum Atem-rauben-lassen und mich über jeden geschafften Höhenmeter freuen

Die Eintragungen im Kalender mache ich übrigens mit Bleistift.
K.


aNdERs

Noch zwei Tage bis Weihnachten.
Dieses Jahr ist alles anders. Überall.
Wir alle werden in diesem Jahr ein besonderes Weihnachten erleben, anders als geplant, völlig anders als gewünscht.
Vermutlich hat sich jeder von uns in der Vergangenheit schon einmal gewünscht, eine Entschleunigung zu Weihnachten zu erleben.
Aber auch das vermutlich vollkommen anders...

***

Ich persönlich habe von einer Hütte in den Bergen geträumt, von knöcheltiefem, knirschendem, frisch gefallenem Schnee, Eisblumen am Fenster und einem knisterndem Feuer im Kamin. Der Geruch des Tannenbaums im Raum.
Eine rustikale Stube  - mit einem alten Holztisch, vielleicht mit einer rot-weiß-karierten Tischdecke  und einer brennenden Kerze gedeckt.  Ein Tisch, der von vielen geselligen Zusammenkünften zu erzählen weiß.
Eine Brotzeit und ein gutes Glas Rotwein.
Leise Musik im Hintergrund, ein aufgeschlagenes Buch in Reichweite und rote Wangen vom langen Tag im Schnee. Glänzende Augen. Langsam verglimmendes Festtagsgefunkel.
Hände, die wieder auftauen und Füße in dicken, wollenen Strümpfen.
Angenehme, ruhige Müdigkeit.

***

Ich war heute draußen, habe immer noch kalte Hände und rote Wangen und werde mir gleich warme Strümpfe anziehen. Das Feuer im Kamin brennt und ich habe sogar schon den Christbaum geschmückt.
Statt der Brotzeit gibt es heute Spaghetti Carbonara zu dem guten Glas Wein.
Entkorkt ist er bereits.
Schnee kommt erfahrungsgemäß eher im Januar oder Februar und bleibt mit ein wenig Glück sogar ein paar Tage liegen.
Ich bin entschleunigt.
Anders als geplant. Aber ich gestatte mir, zur Ruhe zu kommen.
Meine Träume und Pläne nehme ich mit ins kommende Jahr - Sie laufen mir nicht weg.
Ich werde, wie vorher auch  schon sehr bewusst- mir meine Zeiten nehmen wie sie es mir gestatten.
Ich werde wieder aufs innigste Freunde umarmen.
Die Berge sehen.

Im Sommer sind sie auch wunderschön.

***

Ich wünsche Euch von Herzen eine erholsame Weihnachtszeit, mit zauberschönen Momenten. Genießt, was ist.
Bleibt gesund, passt auf Euch auf.

Nächstes Jahr wird es wieder anders.

K.


(Dezember, um Nikolaus)

Vom Warten

auf etwas. Oder darauf,  dass es vorbeigeht
(Nur ganz kurz. Um dich nicht warten zu lassen)

Für mich hat sich das Warten in der letzten Zeit verändert. Ich bin nahezu unbemerkt geduldig geworden.
Erschreckend.
Ob es anderen Menschen aufgefallen ist, weiß ich nicht. Aber mich hat das Erkennen meiner neuen Gelassenheit fast ein wenig überrascht.
Angekündigt hat sie sich mit einem leisen Schulterzucken, einem müden Lächeln und einem Was-soll´s-Gedanken.
Was soll ich dazu sagen?
Ist gut so. Ich komme bestens damit zurecht.
Meinem Umfeld erscheint das vielleicht manchmal ein wenig suspekt. Wo sind sie hin, die fahrigen Emotionen? Die Unruhe, immer schon einen Schritt weiter sein zu wollen als zu können.
Vielleicht sollten sich manche Entwicklungen doch besser mit einem lauten Knall bemerkbar machen, dann ist jeder vorgewarnt.
Doch zurück zum selbstgewählten Thema.
Warten.
Der erste Satz, der mir dazu einfällt ist "Wir warten aufs Christkind". Auch das machen wir alle gerade irgendwie.
Und auf ein Wunder. Genauer gesagt, nicht auf EIN Wunder, sondern auf DAS Wunder, was uns unseren Alltag zurückbringt.
Unser gewohntes Leben mit den jetzt so knapp gewordenen Freiheiten.
Das Gemeinsame. Das Leben. Das Feiern. Das Leben feiern.
Da fällt mir ein: Warten ist auch Hoffnung.
Auf ein lang ersehntes Wiedersehen.
Ein Ereignis, das sich ankündigt.
Oder dringend gebraucht wird.
Warten zieht unsere Zeit in andere Dimensionen.
Und erschwert an manchen Tagen, im Augenblick zu sein und ihn zu genießen.
Aber wir warten und hoffen.
Und atmen.
Im Idealfall gelassen lächelnd.
Denn wir beschleunigen mit Ungeduld nur unseren Puls. Nicht das Eintreffen auf das Erhoffte.

Vielleicht ist die Antwort auf Warten:
Kommenlassen.

Ich lasse jetzt den Abend kommen und Ruhe einkehren in das letzte Licht des Tages. Heiße willkommen was kommt.
Habt den Abend schön ihr Lieben...

K.



(Irgendwann im November)

Bloggen?

Ich fang dann einfach mal an.

Es ist ziemlich persönlich. 
(Aber es ist auch für meinen Sohn okay, dass ich es hier erzähle)






Ich bin schon sehr oft gefragt worden, wann und warum ich angefangen habe zu schreiben...
Impuls war ein Ereignis - davon gibt es ja viele im Leben. Manche schaffen es mit ihrer Präsenz und der einhergehenden Veränderung ganz eindringlich nach oben.

Teilen das Leben in ein VORHER und NACHHER.

Das Ereignis, das mir diesen Punkt mit Nachdruck setzte, war für mich damals die plötzliche Diagnose der Krankheit unseres Sohnes , die wie ein schrecklicher Irrtum über uns hereinbrach.

 

Ausgerechnet am Valentinstag, sonnig und vielversprechend war er... wurde mein damals 12-jähriger Sohn als Notfall in die Kinderonkologie bestellt.

Ein paar Stunden zuvor waren wir zu einer Routineuntersuchung in der Kinderklinik, bei der eine Blutabnahme vorgenommen wurde.
Die Auswertung ging schnell und die extrem hohe Leukozytenzahl im Blut war ein eindringlicher Alarm.
Dieser Wert deutete sofort auf eine CML hin, die chronische myeloische Leukämie, von der ich vorher noch nie etwas gehört hatte.

Und ich mochte meinen Ohren kaum trauen, als die Ärztin bei ihren Erläuterungen erwähnte, mit ein wenig Glück würde unser Sohn an einer chronischen Form der Leukämie leiden.

Glück, chronisch und Leukämie in einem einzigen Satz?

Es hat ein ganzes Stück Zeit und Weg gedauert, um das zu verdauen und zu verstehen. Und ja, wir haben Glück.

Eine extrem seltene Krankheit bei Kindern. Von all den Kindern, die wir in dem Klinikaufenthalt in der Onkologie kennengelernt haben war mein Sohn der Glückspilz, die Ausnahme - mit einer Krankheit, die man durch Medikamente in Schach hält, Hoffnung auf Heilung in eine realistische Zukunft rückt und mit der man ein nahezu normales Leben weiterführen kann.

Leicht war es nicht, für keinen von uns. Mein Sohn hatte vorher keinerlei Beschwerden verspürt und wurde nun mit solch einer Diagnose konfrontiert. Leukämie. Krebs. 
Er kannte den Begriff doch kaum. 
Es folgten heftige Schmerzen, verursacht durch die schwindelerregend hohen Zahl an Krebszellen im Blut und Knochenmark. Übelkeit, zahllose Untersuchungen in allen Abteilungen der Klinik, Punktionen.
Eine einschüchternde Aussicht auf eine andauernde Chemotherapie in Tablettenform. 
Angst. Vor dem was ist, noch kommt.

Nach 16 Tagen stationären Aufenthalt waren die Leukozyten soweit abgesunken, das wir wieder nach Hause durften. Mit der Vereinbarung, alle paar Tage zur Kontrolle in der Klinik vorstellig zu werden.
Mein Sohn war stark geschwächt. Schweigsam. Viel zu leise. 
Viel zu demütig. Das waren wir alle.

 

Aber: die Zeit heilte auch hier.
Unsere Zuversicht.
Unsere Kraft.
Allerdings nicht alle Wunden.

Das war 2017. Nun ist einige Zeit ist vergangen.
Es ist passiert, was ich damals nicht zu hoffen gewagt habe. Wir haben wieder einen sehr gut funktionierenden Alltag.
Meinem Sohn geht wirklich gut. Er kann wieder alles machen, was er vor seiner Krankheit auch gemacht hat.
Ein fast normales Leben.
Wir haben Vertrauen gefasst, in den Weg der vor uns liegt.
Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, die uns an die Hand nahmen und aufhalfen.
Diese Zeit hat alles verändert.
Nichts ist mehr selbstverständlich.
Nicht wirklich viel ist wichtig.
Ich bin dankbar, ich bin zuversichtlich.

Die regelmäßigen Kontrollen in der Onkologie werden uns weiter begleiten. Sie gehören jetzt dazu. Auch das Herzklopfen wenn die Ergebnisse kommen.

Und ich bin unsagbar stolz auf meinen Sohn. Er hat nie geklagt, er hat nie mit seinem Schicksal gehadert. Er hat mir gezeigt, wie man Dinge annimmt, die man nicht ändern kann und dann das Beste daraus macht.
Er hat mir gezeigt was Mut heißt. Wie man ihn buchstabiert. Für mich ist er der stärkste, optimistischste und humorvollste Mensch den ich kenne.

Lektion gelernt:
Es gibt immer Hoffnung. Und es geht weiter. Immer.

P.S. Ich schreibe hier ganz bewusst ziemlich neutral. 
Ereignis und Entwicklung. Ein paar Fakten-Happen. 
Wichtig war mir immer, anderen Mut zu machen. Ich habe in dieser Zeit das ganze Internet auf den Kopf gestellt um mehr über diese Krankheit und Informationen zu Fällen  bei Kindern mit CML zu finden. 
Es gibt einen Elternverein für Kinder mit CML. Dieser Kontakt hat mir/uns sehr geholfen. Erfahrungen austauschen, Mut machen. 
Ich könnte natürlich ein Buch über diese Zeit füllen. Über das, was es mit unserer Familie gemacht hat. Wie großartig der große Bruder war und ist. Wie sehr es die beiden Geschwister zusammengeschweisst hat. Und wie Freunde und Umfeld reagiert haben. 
Aber das gehört nicht hierher. 
Noch Fragen? 

Du weißt, wo du mich findest.

K.

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